In der letzten Zeit haben mich des Öfteren Fragen erreicht haben, was denn da alles in den Transportbechern neben den Korallen herumkriecht. Da haben sich wohl Blinde Passagiere eingeschlichen.
Ja, das ist richtig und in 99% der Fälle auch kein Grund zur Sorge. Meine Korallenanlage ist nicht steril und die bunte Mischung an verschiedensten Lebewesen macht auch einen Teil des Erfolgs meiner Anlage aus. Denn ein Mischwald steht gesünder als eine Monokultur.
Neben den unbedenklichen Krebschen kann man nie komplett ausschließen, dass sich auch der eine oder andere Schädling in der Anlage herumtreibt. Für gewöhnlich fallen diese aber kaum ins Gewicht, wenn man einen ausgewogenen Besatz an Tiere aller Arten im Becken hat, die die Schädlingspopulation geringhalten.
Ich empfehle jeden, seinen Fisch- und Wirbellosen-Besatz nicht nur nach Aussehen, sondern auch nach der biologischen Funktion im Riff auszusuchen, um dem Überhandnehmen von Schädlingen entgegenzuwirken.
Vor dem Versand schaue ich mir die Ableger immer nochmal an und gucke, ob ich Schädlinge wie AEFW (Acropora Eating Flatworms) entdecke. Wenn dies der Fall ist, melde ich mich vor dem Versand bei Dir und frage, ob wir den betroffenen Ableger zurückstellen oder ob ich lieber eine andere Koralle einpacken soll.
Bei aller Sorgsamkeit kann es aber dennoch passieren, dass ich mal was übersehe. Sollte dies passiert sein, meldet euch bitte bei mir.
Nun zu den Tierchen, die versteckt bei Dir einreisen könnten:
Asseln (Isopoden, Syncassidina)
Diese kleinen Asseln sind etwa 1-3mm groß und haben einen platten Rückenschild. Sie leben an der Unterseite der Ablegersteine. Bei so ziemlich jeder Koralle reisen ein paar dieser Winzlinge mit. In der letzten Zeit haben sie bei einigen Kunden für Aufregung gesorgt, weil sie auf dem Boden der Transportbecher aussehen, wie AEFW. Aber keine Sorge, diese Tierchen sind harmlos.
Handlungsempfehlung:
Keine. Freut euch über Biodiversität und Lebendfutter für Lippfische, Chromis & Co
Fressfeinde:
Lippfische, insbesondere Sechsstreifenlippfische, Chormis, Chelmon etc.
Flohkrebse (Gammariden)
Wie die Asseln, wühlen verschiedene Arten von Flohkrebsen im Detritus herum. Im allgemeine sind sie harmlos. Es gibt ein paar Arten, die ihre Wohnröhren aus Detritus im Inneren von Korallenstöcken bauen. Das ist nervig, weil es die Koralle an der Stelle schädigen kann. Man kann diese Krebschen mit einem Zahnstocher entfernen. Ein Bad der Koralle in The Dip von Fauna Marin hilft auch, um sich dieser Krebschen zu entledigen. Ein ausgewogener Besatz an Fressfeinden reicht aber für gewöhnlich aus, die Population gering zu halten.
Handlungsempfehlung:
Schaut euch die Ableger genau an, ob es im Inneren Röhren aus Detritus gibt. Wenn ja, entfernt diese mit einem Zahnstocher und badet die Koralle in The Dip. Ansonsten freut euch über Biodiversität und Lebendfutter für Lippfische, Chromis & Co
Fressfeinde:
Lippfische, insbesondere Sechsstreifenlippfische, Chormis, Chelmon etc.
AEFW (Acropora Eating Flat Worms)
Den Acropora-Fans läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn sie diesen Namen hören. Eine Massenvermehrung diese Plattwürmer hat schon das ein oder andere SPS-Becken zu Grunde gerichtet. In meiner Anlage gibt es bei ca. 150 verschiedenen Acropora-Arten immer den einen oder anderen Zuchtstock, auf dem ein paar dieser Plagegeister leben. Durch einen ausreichenden Besatz an Fressfeinden und regelmäßige Kontrolle der Korallen erreichen sie bei mir aber keine Anzahl, die bedenklich werden könnte. Für gewöhnlich sind immer die gleichen wenigen Korallen die AEFW befallen: Acropora Tricolor, Florida, Millepora und Valida. Der Rest wird ignoriert.
Deswegen schaue ich bei Ablegern dieser Arten genau hin, ob sich nicht ein Wurm mit in den Transportbecher gemogelt haben könnte. Sollte aber eine Planarie mit zu euch gekommen sein, besteht kein Grund zur Panik. Mit einem Bad in The Dip lassen sich die Würmer zuverlässig von der Koralle entfernen. Und für gewöhnlich befinden sich keine Gelege an den Ablegern, da diese noch zu frisch sind, als dass sich die Würmer hier häuslich einrichten würden.
Handlungsempfehlung:
Schaut euch die Koralle an, ob ihr Fraßspuren von AEFW findet. Schaut euch die Unterseite der Koralle und Ablegersteine an, ob es Gelege gibt. Wenn ja, entfernt die Gelege mechanisch (Mit einem Messer abkratzen) und badet die Koralle in The Dip. Bitte gebt mir Bescheid, wenn ihr AEFW auf meinen Ablegern finden solltet.
Fressfeinde:
Lippfische, insbesondere Sechsstreifenlippfische. Viele Garnelenarten, wie etwa Wurdemannis, fressen sowohl die Würmer als auch ihre Gelege und stellen eine gute Profilaxe gegen AEFW dar.
Röhrenkorallen (Stolonifera, Phenganax)
Es kommt vor, dass auf den Ablegersteinen eine Röhrenkorallenart mitreist. Diese Art im Speziellen ist zwar etwas unschön anzusehen, scheint aber im Gegensatz zu ihren Artgenossen nicht besorgniserregend zu sein, da sie nicht nesselt. Steinkorallen haben durch diese Koralle in meiner Anlage noch keine Schaden genommen, allerdings kann sie Zoas abdunkeln und diese dadurch degenerieren lassen.
Handlungsempfehlung:
Schaut euch die Koralle und Ablegersteine an, ob ihr das Geflecht der Röhrenkoralle entdecken könnt. Wenn ja, bürstet dieses mit einer alten Zahnbürste ab und spült die Koralle außerhalb des Aquariums mit Aquarienwasser ab, damit keine Reste ins Becken gelangen.
Fressfeinde:
Sollte sich die Röhrenkoralle im Becken breit gemacht haben, hat sich der Bohrende Riffdachseeigel als nützlich erwiesen. Dieser weidet bei mir zuverlässig die Kolonien dieser Koralle ab. Zudem sollen Bäumchen-Nacktschnecken (Marionia rubra) als Fressfeind geeignet sein.